Titelporträt in Südwestfalen

Mehr Breitband im ländlichen Raum

Warum Südwestfalen nicht den Anschluss verpassen darf

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von Regiomanager 01.05.2016 Anzeige
Geschäftsführer der Hochsauerland Informationstechnik GmbH: Julian Willmes und Sven Lucas Deimel, (v.?l.)

Südwestfalen ist der stärkste Produktionsstandort in
Nordrhein-Westfalen. Dabei bildet der Anschluss an breitbandige
Telekommunikationsnetze einen wesentlichen Standortfaktor für die
Unternehmen, um auch zukünftig erfolgreich am Markt teilnehmen zu
können. Das neu gegründete Unternehmen Hochsauerland Informationstechnik
GmbH (kurz HSK-IT) hat sich auf die Bereitstellung von professionellen
Breitbandanschlüssen spezialisiert. Als Vertriebspartner aller großen
Netzbetreiber, Deutsche Telekom, Vodafone und Unitymedia stellt die
HSK-IT Unternehmen ein großes Portfolio an Lösungen zur Verfügung.

SWM: Herr Deimel, warum ist es so schwierig den Netzausbau in Südwestfalen voran zu bringen?

Sven Lucas Deimel: Hier in Südwestfalen liegen derzeit noch immer alte
Telefonleitungen, zumindest auf den letzten Metern zum Teilnehmer. Es
gibt ISDN und DSL auf Kupferleitungen, daneben das Koax-Kabel, bekannt
vom alten Kabelfernsehen. Durch diesen Koaxial-Anschluss sind immerhin
400 Megabit pro Sekunde möglich. Wichtig ist jedoch das Netz hinter der
Koaxial- oder Kupferleitung, das Glasfasernetz. Dieses Medium hat kaum
Widerstand, Daten werden nahezu ungedämpft in Lichtgeschwindigkeit
übertragen. Wir fordern daher unbedingt den Ausbau dieses Netzes. Das
Problem ist aktuell ein Politisches: Während im CSU-regierten Bayern 1,5
Milliarden Euro in den Netzausbau investiert werden, investiert die
rot-grüne NRW-Landesregierung nur 14,5 Millionen. Da weiß man, wo die
Prioritäten liegen!

SWM: Wie ist die aktuelle Situation in Südwestfalen: in welchen Teilen wird schnelles Internet dringend benötigt?

Sven Lucas Deimel: Leider noch immer in viel zu vielen Gewerbegebieten, aber
auch in einigen Dörfern und gar Stadtteilen. Dazu muss man sich aber
jeden Ort einzeln anschauen. Denn während es in dem einen Ort noch
schnelles Internet gibt, sieht das drei Kilometer weiter schon wieder
ganz anders aus. Das hängt oft davon ab, ob es sich für den
Netzbetreiber rentiert, dort in ein schnelles Netz zu investieren.
Julian
Willmes: Immerhin hat sich bereits einiges getan: Vor neun Jahren wurde
die Breitband-Initiative Hochsauerlandkreis unter Beteiligung der
Fachhochschule Südwestfalen ins Leben gerufen. Daraus ist inzwischen die
Telekommunikationsgesellschaft Südwestfalen entstanden. Diese
Gesellschaft der fünf südwestfälischen Landkreise investiert in die
notwendige Netzinfrastruktur, um unversorgte Haushalte und Unternehmen,
gemeinsam mit den Anbietern am Markt, per Richtfunk an ein
Hochleistungs-Glasfasernetz anbinden zu können. Das schafft zumindest
Übergangslösungen.


SWM:
Herr Willmes, warum ist eine schnelle Internetverbindung so wichtig für Unternehmen?

Julian Willmes: Das Internet wird das zentrale Netz sein, mit dem wir uns in
Zukunft beschäftigen werden. Es gibt beispielsweise bereits eine
Integration des Telefonanschlusses direkt in das Internet, die so
genannte IP-Telefonie. Ergänzende Lösungen wie die Cloud-Technik, das
heißt die Auslagerung von Dateien und Programmen in externe
Rechenzentren funktionieren daher nur mit einem schnellen
Internetanschluss. Für Unternehmen ist eine hohe Bandbreite daher
unerlässlich, um große Datenmengen innerhalb kürzester Zeit verschicken
zu können, sonst ist ein reibungsloses Arbeiten kaum möglich.

SWM: Wann wird man in Südwestfalen mit dem kompletten Netzausbau rechnen können?


Julian Willmes:
Ich hoffe, das geht schnell. Im Moment ist es kaum möglich,
dazu eine Prognose abzugeben. Um den Ausbau voranzutreiben, sind wir
beispielsweise auch politisch aktiv, zum Beispiel im C-Netz, dem Verein
für Netzpolitik. Dieser setzt sich immer wieder aktiv dafür ein, den
Breitbandausbau stärker zu fördern.

SWM: Welche Rolle spielt die Telekommunikationsgesellschaft Südwestfalen dabei?

Julian Willmes: Die Telekommunikationsgesellschaft Südwestfalen koordiniert
und fördert im Auftrag der südwestfälischen Landkreise den
Breitbandausbau in der Region, indem sie beispielsweise sog. passive
Infrastrukturen ausbaut, die dann von privaten Netzanbietern wie etwa
der Telekom genutzt werden können. Auf diese Weise wurde es überhaupt
erst möglich, Förderbescheide des Bundes zu bekommen.

SWM: Welche Möglichkeiten gibt es für Unternehmen demnach aktuell, schnelles Internet zu bekommen?

Sven Lucas Deimel: Die Infrastruktur zu schaffen ist ein Teil unseres
Geschäfts. Betrieben Zugang zu schnellem Internet zu ermöglichen, ist
grundsätzlich machbar und eine Frage des Budgets und der Kreativität. So
kann beispielsweise eine Richtfunkstrecke aufgebaut werden. Was infrage
kommt, hängt von der Infrastruktur des Kunden ab. Oft spricht ein
Unternehmen nur ein, zwei Netzbetreiber an, die ihm sagen, dass derzeit
kein schnelles Internet verfügbar ist. Wir schauen über den Tellerrand
und ermöglichen oft trotzdem den Zugang  zur Datenautobahn.

SWM: Herr Willmes, welchen Stellenwert nimmt im Rahmen des Netzausbaus die moderne Mobilfunk-Technologie LTE ein?

Julian Willmes: LTE, also „Long-Term-Evolution“ ist der Fachbegriff für die
vierte Mobilfunkgeneration (nach UMTS als dritter und GSM als zweiter
Generation) und ermöglicht mobiles Breitband, ganz besonders für
Datendienste aller Art. LTE spielt eine entscheidende Rolle für das
Erreichen der Breitbandziele der Bundesregierung, da es mittels
Kombination verschiedener Frequenzbänder erlaubt, 50 Megabit pro Sekunde
kosteneffizient in ländliche Regionen zu bringen. Der Funk überbrückt
Entfernungen von mehreren Kilometern, was im Vergleich zur Installation
von Glasfaserkabeln Kosten in Höhe mehrerer Milliarden einspart. Die
Deutsche Telekom bietet bereits seit einiger Zeit genau diese
Hybrid-Lösungen für Geschäfts- als auch Privatkunden an – für
Geschäftskunden wären das beispielsweise die DeutschlandLAN IP Hybrid
Produkte und für Privatkunden die MagentaZuhause Hybrid Tarife.


SWM:
Wie lautet Ihre Einschätzung: Kann der geplante Netzausbau
diese zukünftig exorbitante Datenlast locker stemmen? Oder werden die
Infrastrukturen über kurz oder lang darunter zusammenbrechen?


Julian Willmes:
Ein Zusammenbruch ist sicher nicht zu erwarten. Insgesamt ist
heute eine zufriedenstellende Netzqualität und -stabilität gegeben,
allerdings kann es bei unerwartet hoher Datenlast zu kurzzeitigen
Überlastungen der Netze kommen. So etwas gab es schon in der
Vergangenheit, und wenn man ehrlich ist, kann man es auch in Zukunft
nicht ausschließen. Allerdings kann man etwas dagegen tun: Investitionen
in die Netzkapazität. Hier sind allerdings wieder die einzelnen
Netzanbieter gefordert.

SWM: Vielen Dank für das Interview!

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